Sonntag, 9. November 2014

When will the final wall fall?

Don't get me wrong, I don't want to spit in the soup of the ubiquitious "fall of the wall"-euphoria. Well, actually, I do.
Celebrating a peaceful revolution, especially these days, is all well and good. But shouldn't we all ask for more?



Many people say that they feel thankful, but thankful to whom and for what? Is our system today what the revolutionaries of '89 would have wanted and fought for? I don't think so. And I can't help but feel betrayed of an alternative vision that many people in East-Germany had for their future.

During the German re-unification the supremacy of the Western capitalist system was never questioned. As I think to the detriment of all of us. The reign of capitalism, the dogma of economic growth was thereby re-inforced and a window of political opportunity closed forever.

We didn't stand a chance. Our ideals that were not all false and failing were put to the trash. Our educational system overhauled. Our voices muted. People suddenly had to struggle to find a job to pay their bills.

Yes, we had won freedom. The freedom to obey the rules or not. But somebody else had made them for us. What began was the era of salesmen, impostors and petty-minds. People that knew how to sell things, or themselves.

I have never belonged to that tribe and I am proud of it. And oh, have I paid for this. By not getting jobs when I failed to present myself in a suitable way or even losing them when I was daring to speak up. I was not obeying the rules of the market and still today I feel a reluctance to do so.

I have always felt that this quest for ever more productivity and higher effectiveness is not an ideal every human being should pursue and even can adhere to. I ache for an alternative, but I still can't find it in today's world.

So when today twenty-year old Spanish hipsters celebrate that cool light installation in Berlin, I am all with them. Still I wonder: don't we all deserve an alternative?




Sonntag, 2. November 2014

How to be on Tinder, Pt.1: The picture

Tinder is a very visual platform. So the first picture counts. It decides whether the thumb slides left or right. I have clicked through various pics for a day and a night now. So I feel ready to give some advice to all of you guys, especially.



1. Don't post a picture of an expensive car, a motor bike or a yacht. This just shows how small your self-esteem is and makes the ladies wonder about the size of your private parts.


2. Don't pose with a baseball bat or any other kind of weapon. You might not be the beating husband type but let's not raise any doubts here.


3. Don't include any ex-girlfriends,children or even friends. Please note: If you blur their faces with Photoshop it gives an even eerier impression. (Especially if it's a wedding photo and you are the groom.)

4. Don't wear a wedding-ring. It might get important to show that you're ready for commitment at some point, but this is a little early.


5. Don't take off your shirt, pleeease! Even if you've been working on these abs real hard. Women will assume you're superficial and basically only there to fuck. If that's ok with you: go for it.

6. Actually POST a picture! Avatars don't win hearts. Also don't post pictures of celebrities or Pixar characters. Everybody will know you're not Jude Law.

7. Try to be as accurate as possible when it comes to your age. Nobody will believe you're still in your thirties just because you hide your receding hairline under a cool cap.

8. I know it's tempting, because they're cute and cuddly and you can show your softer side, BUT: no dog pictures. It's too obvious and you always lose against a pup. (Btw: cats are out of the question)

9. No pictures where the background is more impressive than your face. So no Empire State/Spanish stairs/Eiffel tower-selfies. You can keep these for your private photo-show.

10. And finally no crazy, funny or sad faces. Come on, being on Tinder is weird enough, nobody wants to date a freak. Just smile like you mean it.
 


That's basically it. Thanks guys.



Sonntag, 14. September 2014

Auf zur P/ART oder ein Ausflug nach Harburg

So Facebook-Zusagen gehen einem ja immer leicht von der Hand. Ich hatte bereits Wochen im Voraus der Producers Art Fair in den Phoenix Hallen zugesagt. Nun plante ich an einem Samstagabend mit der HVV-App meinen Weg nach Harburg. Was wie eine Welt entfernt scheint, ist in Wirklichkeit nur vier Haltestellen vom Hauptbahnhof entfernt und so fand ich mich im multilingualen Gewusel der Harburger Bahnhofs wieder.
 
Überall Wegweiser.
Nach einigen Pfiffen und Blicken, die sich jenseits der Elbe in dieser Frequenz eher selten ereignen, war ich dank der super Weg-Beschreibung der Organisatoren bald am Ziel. In den Phoenix Hallen, wo auch die Sammlung Falckenberg beheimatet ist, hatten die jungen Kuratoren fünf Fabriketagen nur für sich.
Harburg City People.

Der Trailer und die erste Ausgabe der Messe auf dem Kolbenhof ließen viel Gutes hoffen.
Ziel des neunköpfigen P/ARTS-Teams ist nichts weniger als die Gesetze des Kunstmarktes auf den Kopf und den Künstler wieder in den Mittelpunkt zu stellen.

Ich freue mich über die hellen, loftartigen Räume, das artsy, aber freundliche Publikum und die gute Verpflegung. Denn es gibt leckere Lauch-Tarts von der Tarterie St.Pauli und ausgesuchte Weine von tvino.

Kunst und Essen als Konzept.

So kann ich mir entspannt die Kunstwerke ansehen, die von filigranen Illustrationen über Installationen bis hin zu großflächigen Malereien, Fotografien und Videokunst so ziemlich jede Kunstform repräsentieren.

Es ist Samstagabend und die Etagen fast leer. Hier und da ein paar Künstler, die ihre Kunstwerke beaufsichtigen, ein paar wissende Kenner und Frank Spilker ist auch da.
Leere Gänge am Samstagabend.

Alles in allem ein gelungener Abend, auch wenn ich keine Kunst gekauft habe. Ein weiteres Ziel der P/ART ist es nämlich, junge und weniger zahlungskräftige Käufer anzulocken. So muss jeder Künstler mindestens ein Werk unter 100,- € anbieten.

Vielleicht ja nächstes Jahr. Dabei bin ich auf jeden Fall.


Die P/ART findet jedes Jahr in Hamburg statt. Die aktuellen Termine findet Ihr auf der Website und natürlich auf Facebook. Zum Reeperbahn-Festival geht es schon weiter mit der P/ARTIKEL, der kleinen Schwester der großen Messe.

Murals sind der letzte heiße Scheiß*

*Ich schreibe diesen Beitrag nicht für Leute, die die "art" abonniert haben oder die von einer Block-Party zur nächsten hüpfen, sondern für den Rest. Für die, die "Häh, was?" fragen, wenn ich von Murals rede. Bitteschön.

PAU für ihr "Project Wallflowers" an der Heliosstraße in Köln-Ehrenfeld.
 

Seit einiger Zeit steht das Mural immer mehr im Mittelpunkt der legalen Street-Art. Wahrscheinlich, weil es einfach auffällt, wenn sich Leute mit Farbeimern, Atemschutz und Kran einer Wand nähern. Viele Murals entstehen als Nachbarschafts-Projekte mit Bezug zum öffentlichen Raum. Doch auch der Kommerz hat sie schon für sich entdeckt.

Das erste aufsehenerregende Mural-Projekt hierzulande war die East Side Gallery. Im Frühjahr 1990 bemalten als 118 Künstler aus aller Welt die Ostseite der Berliner Mauer. Das war ziemlich politisch (siehe unten).


Berliner Mauer 1990: das erste deutsche Mural-Projekt.
 
Kunst meets Kommerz

Heutzutage gibt es eine etablierte Community von großen Namen wie Pixelpancho, JR oder Etam Cru, die in einzelnen Projekten und auf Festivals auftauchen. Kaum einer von ihnen ist noch ohne massive Social Media Präsenz und entsprechender Fangemeinde unterwegs. Die Follower posten selbst Bilder ihrer Lieblingsartists und machen sich durch Hashtags gegenseitig auf neue Sichtungen aufmerksam.

Vorbei sind die Zeiten, in denen sich die Wandbemaler bei Nacht und Nebel davonstahlen. Heute werden die Street-Artists gefeiert wie Pop-Stars. Die Block-Parties wie in Montreal oder New York sind Riesen-Events. Natürlich ist der Kommerz da nicht weit.
Streetwear Firmen wie Converse sponsern inzwischen ganze Kunstwerke. Dazu wird dann ein Video mit elektronischer Musik gedreht und fertig ist der Werbeclip.




Als sogenannte Urban Art erobert Street-Art längst die Galerien und Kunstmessen weltweit. Galerien in Köln und Hamburg integrieren Murals in ihre Ausstellungen.

Die andere Seite

Doch es gibt auch die Community-Projekte wie in Bushwick, Brooklyn, wo Joe Ficalora auf eigene Initiative seine Nachbarschaft und nicht zuletzt sein Leben aufgewertet hat: "Mit jedem Mural, das hier entsteht, bringe ich ein bisschen Schönheit und ein bisschen Leben in die Nachbarschaft zurück. Es ist, als würde die Sonne aufgehen. Die Leute lächeln wieder."




Oft nehmen die Arbeiten Bezug auf die Nachbarschaft und die gesellschaftlichen Zusammenhänge, in denen sie entstehen. Das ist meist in eher heruntergekommenen Viertel, Arbeiterwohnblöcken oder verlassenen Häuser wie in der belgischen Geisterstadt Doel, die Street-Artists fast komplett erobert haben. Als die Stadt dem Hafenausbau zum Opfer fallen sollte, unterstützten Künstler aus ganz Europa mit ihren Murals die Einwohner, die nicht weichen wollten. Heutzutage sind es noch ganze 25 und Doel eine Art "post-apokalyptisches Kunstparadies".

Aber nicht immer steht die politische Message so sehr im Vordergrund: "Ich bin nicht hier, um die Welt zu verändern. Ich bin nicht Che Guevara oder so!" so das Duo Etam Cru in der sehenswerten Dokumentation über ihre Arbeit beim "Urban Creatures" Festival in Sofia.




Sie sagen aber auch: "Es ist besser, Murals in alten, etwas heruntergekommenen Ecken zu machen. Da brauchen das die Leute noch. Ich will, dass sie aus ihrer Routine gerissen werden und für einen Moment träumen können."

Die chilenische Mural-Künstlerin Pau Quintanajornet fand die Menschen vor ihren Wänden so interessant, dass sie ihnen ein eigenes Projekt gewidmet hat. Für das "Project Wallflowers" dokumentieren sie und weitere Künstlerinnen den Entstehungsprozess der Murals und die Interaktion mit den Menschen, denen sie weltweit begegnen.

Im Moment sprießen Mural-Festivals von Stavanger bis Moskau nur so aus dem Boden.

Bleibt zu hoffen, dass sie einen Beitrag zur jeweiligen Gemeinschaft leisten und nicht komplett von kommerziellen Interessen vereinnahmt werden. Bisher sieht es ganz gut aus.

Auch Hamburg hat seit heute sein temporäres Wandbild-Festival. Im Rahmen von City Canvas werden an der Reeperbahn aufgestellte Wände bemalt. Eine ständige Mural-Galerie entsteht im Millerntorstadion, gesponsert von Viva con Agua...





Mittwoch, 13. August 2014

The other side of Sexarbeit

Prostitution hat hierzulande ein Schmuddelimage, wird verschwiegen oder gleich verdammt. Alt-Feministinnen wie Alice Schwarzer schwingen sich gar dazu auf, ihr Verbot zu fordern. In der Debatte wird oft das Argument des Menschenhandels benutzt, um die mundtot zu machen, die ihren Job mögen.

 
Umso erfrischender, an einer Konferenz teilzunehmen, auf der es vor selbstbewussten Sex-Arbeiterinnen nur so strotzt und die mit dem 'Bosom Ballet' von Post-Porn Ikone Annie Sprinkle eingeleitet wird.
 
Auf dem Podium sitzt Carol Leigh, die den Begriff 'Sexworker' erfunden hat. Weil es weniger nach Missbrauch und mehr nach Selbstbestimmung klingt. Denn darum geht es hier: das Stigma der Opferrolle loszuwerden und sich selbst zu behaupten. Eigentlich auch Ziel des Feminismus. Dennoch hetzen viele Feministinnen gegen Sex-Arbeit.
 
Leigh spricht von sich selbst als Feministin der ersten Stunde und meint: wieso sollte eine Feministin selbstbestimmte, zufriedene Frauen verurteilen, nur weil sie ihren Job machen?

"Dass Sex nur in Verbindung mit Liebe geschehen kann, ist eine religiöse Ansicht. Genauso wie man früher verheiratet sein musste. Das ist Fundamentalismus." sagt Leigh. Die rothaarige Amerikanerin ist um die sechzig und auf ihrer üppigen Figur spannt ein "Sluts Unite" Shirt.


Vor ihr im Publikum sitzen junge Frauen und schreiben eifrig mit. Später werden auch sie das Wort ergreifen und ganz selbstverständlich von ihren eigenen Erfahrungen berichten. Eine nach der anderen wird ihre Ausführungen mit dem Satz "I'm a sexworker..." beginnen.
Und siehe da, sie berichten nicht von rücksichtslosen Freiern und brutalen Zuhältern. Sondern davon, wie rassistisch die Polizei bei den Razzien vorgeht, wie willkürlich sie schikaniert werden, wie sie unter der Stigmatisierung und Kriminalisierung leiden. 


Selbstbestimmung, Macht, Leadership

Immer mehr Frauen melden sich zu Wort, Sex-Arbeiterinnen aus Australien, Großbritannien und Deutschland. Sie alle haben anscheinend eins gemeinsam: sie stehen zu ihrem Job und sie mögen ihn.
Selbstbestimmung über den eigenen Körper, ein positives Verhältnis zu sich selbst, Macht, ja gar Leadership - das sind eigentlich keine Vokabeln, die einem zum Thema Prostitution als Erstes einfallen und doch dominieren sie die Diskussion. Hier ein paar Statements:

"Ich traue es mich fast nicht laut zu sagen, aber bei diesem Job habe ich so viel gelernt, ich habe ein gutes Körpergefühl und ich kann so viel geben, was die Welt braucht: Berührung und Kontakt."

"Ich habe studiert und fühle mich sehr privilegiert. Daher habe ich das Gefühl, nicht dazu stehen zu dürfen, dass mir mein Beruf Spaß macht und mir sehr viel gibt. Da es ja Andere gibt, denen es schlechter geht."

"Der Feminismus kann von uns und unserem Wissen nur profitieren. Wir haben der Welt so viel zu geben."

Auf der vom missy Magazine und Kampnagel organisierten Konferenz bekam man Einblicke in eine Welt jenseits der üblichen Schlagzeilen. Und man wundert sich schon, warum diese Perspektive so selten in den Medien auftaucht. Die Debatte war bunt, laut, widersprüchlich und teilweise chaotisch. Aber zumindest kamen einmal diejenigen zu Wort, die sie auch betrifft.

3sat-Beitrag zur Konferenz










 

Dienstag, 15. April 2014

City Strolls: I heart Bristol

Es ist schon mal eine gute Voraussetzung dafür, eine Stadt zu erkunden, mittendrin zu wohnen: am Stadthafen, gegenüber vom Watershed, einem Kino und Kulturzentrum mit gemütlichen Cafés und hippen Restaurants.

Das No.1 Harbourside bietet bodenständige Küche in entspannter Atmosphäre - hier sitzen Studenten neben alten Damen, die die reichhaltigen Torten und Cupcakes von "La Dame Gateau" genießen. Gleich nebenan gibt im The Stable, das nicht nur im Namen, sondern auch in der Einrichtung sehr reduziert daher kommt, hausgemachte Pizza und regionalen Cider.


The Watershed.
Die Hauptschlagader der Stadt: Park Street.

Die Entdeckung der Park Street beginnt man am besten beim Viadukt, das über die Frogmore Street führt. Hier fällt der Blick direkt auf einen echten Banksy. Der bekannteste Incognito-Künstler ist ein Sohn der Stadt und hat in Bristol mehrere Spuren hinterlassen.


Von hier aus geht es steil bergauf: vorbei an schäbigen Second-Hand Stores und Hippie-Läden mit knalligen T-Shirts in den Auslagen. Aber es gibt auch traditionsreiche Läden wie The Bristol Guild: auf den ersten Blick ein Einrichtungsladen, entpuppt es sich als Fundgrube für regionale Keramik-Kunst mit eigenem Café und Food-Label. Hier findet man so ziemlich alles: von der Duftkerze über Designertaschen bis hin zur Sofa-Garnitur.

Der steile Aufstieg zur Park Street.

Weiter geht's bis der Will's Memorials Tower der Universität auftaucht. An der Kreuzung gibt es neben der berühmten Photo-Opp auch eine Menge Bäcker, Delis und Imbisse für hungrige Studenten. Gestärkt begebe ich mich wieder hinunter, nicht ohne einen Abstecher zu den Georgian Houses und in den Store von Kitsch-Königin Cath Kidston zu machen.
Georgian Houses in der Great Goerge Street.

Mittwoch, 9. April 2014

Die klaffende Wunde namens Familie oder Warum Manche von uns kaputter sind als Andere

Es gibt selten Filme, in denen die Grausamkeit von Müttern thematisiert wird. In "August: Osage County" geht es um nichts anderes. Wie ein fauler Apfel, der mit seinem Dämpfen den ganzen Korb verdirbt, verströmt Violet Weston (Meryl Streep) von der ersten Einstellung an ihr gefährliches Gift.

Die Mutter als dunkles Epizentrum der Familie.

Der resignierte Ehemann (Sam Shepard) flüchtet sich in seine Bücher und plant bereits seinen Suizid. Violet, dunkles Epizentrum der Handlung, mit mehr oder weniger terminaler Krebsdiagnose und schwerer Tablettensucht, taumelt wie ein kahler Geist durchs Bild.
Optisch ein Mischung aus Joan Crawford und den betagten Damen aus "Grey Gardens" verströmt sie eine Art morbiden Sex-Appeal.

Das spurlose Verschwinden des Vaters ruft die drei Töchter auf den Plan. Die stoßen auf ein Minenfeld, das ihre Kindheit war. Alle drei sind inzwischen auf ihre Art gescheitert und stehen vor den Trümmern ihres Lebens.
Die Vernünftige (Julia Roberts), deren Ehe gerade zerbricht, die Naive (Juliette Lewis), die immer an die falschen Männer gerät und die graue Maus (Julianne Nicholson), die an keinen Mann gerät.
Alle drei haben eine Verletztheit im Blick, deren Grundlage die Mutter in ihnen gelegt hat. Eine klaffende Wunde, die sich ein ganzes Leben lang nicht schließen wird.
Nun liegt diese Mutter vor ihnen, zuckend, wie ein Tier im Todeskampf noch bittere 'Wahrheiten' ausspuckend. Und braucht ihre Hilfe.

Diesen Zwiespalt zwischen dem Impuls, sofort wegzurennen und den Schuldgefühlen, hat jede der Schwestern auf ihre Art gelöst. Zwei sind weit weggezogen und haben ein neues Leben versucht. Eine blieb, verschloss sich aber für immer, um sich nicht dem harschen Urteil der Mutter auszusetzen.

Ein wackeliges Setting für ein Familientreffen, das dann auch bald eskaliert. Bei dem Essen nach der Trauerfeier, das bestimmt in die Lehrbücher eingehen wird, kommt es zum Eklat. Nachdem Violet im Sinne der 'Wahrheit' alle Anwesenden aufs Schlimmste beleidigt und beschimpft hat (was einer gewissen Komik nicht entbehrt), geht ihre Tochter auf sie los. Es ist wie ein Kampf zweier Raubtiere, aus dem die Tochter siegreich mit den Worten 'Jetzt hab ich hier das Sagen' hervorgeht.

Die Schlüsselszene ist für mich aber eine andere. Eines Nachts sitzt Violet allein auf der Veranda und hört, wie ihre Töchter sich gegenseitig die Verantwortung für die Mutter zuschieben. Wie alle drei sich weigern, bei ihr zu bleiben. Wie sie sich Dinge gestehen, die sie vor ihr nie eingestehen würden. Die andere Wahrheit. Da erzählt ihnen Violet ganz naiv und rührend eine Geschichte aus ihrer Kindheit. Und kurz wird es sichtbar, das Gespenst, das diesen Film bestimmt.

Dieser Film ist nicht schön, es macht keinen Spaß ihn zu sehen und dennoch finde ich ihn wichtig. Denn es gibt Menschen mit einem Schmerz, der niemals aufhört, so sehr sie ihn betäuben, so weit sie vor ihm weglaufen. Der sie unfähig macht, glücklich zu sein und gesunde Beziehungen zu führen. Der weitergegeben wird, von Generation zu Generation. Vielleicht hilft es aber, sich darüber klar zu werden. Dafür ist dieser Film gut.

Am Ende verlassen alle drei Frauen ihr Elternhaus verletzter und gebrochener als vorher. Die Mutter bleibt allein zurück. Vielleicht ist das die Lehre.

Freitag, 21. März 2014

Zuckerwatte

Mein Fehler,
zu denken, diese Bande, mehrfach gestrickt,
dennoch dünn, würden halten,
wären echt.

Wie ein Kind, das meint,
die Stützräder seien noch dran,
die Hand noch am Rücken,
stürzte ich in die Welt, im freien Fall.

Jetzt blicke ich absichtlich in Abgründe,
von ganz oben,
um etwas anderes zu fühlen,
als Bedauern.

Zwei Blicke haben nicht gereicht,
ein roter Kopf im falschen Moment,
eine ausbleibende Antwort, die schreit.
Haben nicht gereicht.

War, was mich hielt, am Ende gar nicht.
Gesponnen aus der Zuckerwatte in meinem Kopf.
Zu chemisch, zu rosa und zu verwirrt,
um ihm folgen zu können.